St. Nikolaus gehört zu den ältesten Vierteln Innsbrucks. Die Häuser um den kleinen Marktplatz mit dem Brunnen sind geprägt vom Durchzugsverkehr und von den Gasthäusern, die eine lange Tradition haben. Unser Stadthaus befindet sich in zweiter Reihe zu diesem und wurde dem Gasthaus Engl angebaut.
Die beiden Häuser befinden sich seit Generationen im Familienbesitz wobei die Familie Tutz als Eigentümer von Innstraße 22a nichts mehr mit dem Hotelbetrieb im Gasthaus Engl zu tun hat. Der Bauherr ist ein bekannter Instrumentenbauer, der sich mit der Fertigung von Barockflöten international einen Namen gemacht hat.
Die meisten Wohnungen des Hauses sind von Mieterschutzparteien bewohnt. Rudolf Tutz jun. ist im Haus aufgewachsen und bewohnt seit einigen Jahren eine kleine Wohnung im obersten Geschoß.
Stadträumlich wirkt das Haus wie ein Turm, der vom kleinen Hofgarten aus übern Inn gut sichtbar ist. Die umliegenden Häuser sind zwar zum Teil angebaut bleiben aber deutlich niedriger. Das flach geneigt Pyramidendach im Bestand konnte nicht für die geplante Wohnungserweiterung neu genutzt werden. Der architektonische Entwurf stützte sich auf das Konzept die Turmwirkung zu stärken und durch eine besonders niedere und dadurch elegant wirkende neue Hülle hervorzuheben. Dabei sollte das Haus ‚weitergebaut’ werden. Um die vorhandene, homogene Wirkung des Solitärs zu unterstreichen wurde die Fassade in Sichtbetonfertigteilen vorgehängt. Der mineralische Baustoff wirkt in Verbindung mit dem Sockelgebäude homogen. Das Material hebt sich als modern ab, erscheint aber dennoch einheitlich mit der Putzfassade darunter.
Konstruktiv handelt es sich um einen Holzbau in Massivholzbauweise. Dieser entspricht dem entfernten Dachstuhl des Gründerzeithauses und bietet durch seine Leichtigkeit mehrfache bautechnische und konstruktive Vorteile. Vorort zu betonieren wäre in einem bewohnten Haus ohnehin nicht zumutbar gewesen. Die große Spannweite der Holzelemente ermöglichte das Abheben des Neubaus vom Bestand durch ein umlaufendes Lichtband. Pro Seite konnten mit nur zwei Holzstützen die Lasten auf den Bestand abgetragen werden. Die Ecken wurden dabei frei gespielt wodurch ein Übereck-Panorama entsteht.
Der Innenraum führt von der Bestandswohnung ins aufgesetzte Geschoß und setzt sich unter der neuen Hülle in einem großflächigen Außenraum fort. Das umlaufende Lichtband verbreitert sich hier bis in die Dachfläche und bildet ein Atrium, das sich zur Hungerburg und den Bergspitzen der Nordkette hin orientiert.